Pyranha Machno Test

Die meisten Hersteller sind im Moment bei Neuentwicklungen auf Creeker länger 270cm fokussiert und bedienen damit hauptsächlich die Klientel der Paddler die in erster Linie schnell sein wollen. Umso mehr hat es mich gefreut das Pyranha dem Karnali Nachfolger Machno zwar einige Features vom 9R verpasst hat, aber nicht seine Länge.

Den Pyranha Machno gibt es in 3 Größen, S, M und L wobei ich mich hier im Test auf die mittlere Größe beziehe.

Um zu verstehen woher ich paddeltechnisch komme und wie ich zum Machno kam, hier kurz die Historie: Als ich vor 2 Jahren Ersatz für meine Lettmann Granate L (bei Lettmann die mittlere Größe) suchte, waren folgende Kriterien wichtig: Das Kajak sollte wendiger sein, daher eigentlich kürzer, besser boofen, und nicht so anfällig am Heck. Die Granate war zwar ein tolles Boot, aber für meine Paddeltechnik doch ein wenig zu sportlich und empfindlich als dass ich mich im Wildwasser 4-5 auf die Linien und nicht auf jedes Detail meiner Technik konzentrieren konnte.

In meiner Bootsauswahl hatte ich damals den Machno rausgestrichen, da dieser 5 cm länger als die Granate war, und ich ein kürzeres Boot wollte. Im Glauben, das allein wäre für die Wendigkeit verantwortlich. Rein aus Interesse machte ich dann doch mal eine Probefahrt im Machno und war sehr beeindruckt, so dass ich es gleich mitnahm.

Bootsform:

Dadurch das der Machno einen durchgehenden Kielsprung (Rocker) auf der gesamten Bootslänge hat, ist er für seine Länge sehr wendig, und lässt sich auch wenn er Geschwindigkeit aufgenommen hat, korrigieren wenn man sich mal mit der Strömung oder der Linie verschätzt hat.
Der Kielsprung nimmt am Heck und an der Spitze zu, so dass das Boot zu boofen ist, was auch dadurch unterstützt wird, dass der Kielprung über die gesamte Bootslänge geht, und keine flache Plattform in der Mitte existiert. D.h. man muss weder ein Bootsheck beim Boofen ins Wasser drücken, noch behindert ein in der Länge flacher Boden eine Kippbewegung des gesamten Bootes nach hinten.
Geschwindigkeitsrekorde stellt man mit dem Boot nicht auf, aber er ist überraschend schnell und dadurch sehr leicht über große Walzen und Löcher drüberzuschieben. Durch das viele Volumen im Heck, und der Runden Form am Heck nimmt es der Machno auch mit Manieren wenn man mal trödelt und Wasser hinten drauf bekommt. Zum kerzeln gehören da schon ziemlich viel.
Hier wären wir dann schon beim meiner Meinung nach einzigen kleinen Manko an der Bootsform: Durch das viele Volumen im Heck wird dieses auch gerne mal gerade im wuchtigen Wasser erfasst und man muss ein wenig Druck aufs Paddel legen, um das Boot in der Spur zu halten. Mehr Kritik an der Bootsform fällt mir dann aber nicht ein.

Innenausbauten:

Wie man es Pyranha nachsagt, ist der Machno innen recht ordentlich ausgestattet und sauber verarbeitet. Es gibt einen bequemen Sitz, Taschen für die Fittings an den Hüften, die originalen Schenkelstützten sind durchschnitt, die Prallplatte einstellbar, Schlaufen hinter dem Sitz um Ausrüstung zu befestigen, einen ordentlichen Schaumkeil hinten, und eine rotierte PE Versteifung vorne die als praktischer Tragegriff funktioniert. Für die meisten Paddler wohl mehr als zufriedenstellend. Wenn man jedoch ein wenig detailverliebt ist, gibt es doch noch einige Mankos die vom Bastelfreudigen Paddler aber relativ einfach behoben werden können:
– Es gibt zwar vor dem Sitz eine Halterung für den Wurfsack mit einer Schnalle, die jedoch so umständlich festzuziehen ist, das der Wurfsack schon beim tragen des Kajaks Gefahr läuft rauszufallen, wenn das Boot ohne Paddler schwimmt wird er wohl definitv weg sein. Vorne an der PE Versteifung ist zwar ein Gummizug angebracht, aber auch damit lässt sich weder ein Wurfsack noch eine Trinkflasche ordentlich befestigen.-> Mit einer Bohrmaschine und einem Meter Gummiseil aus dem Baumarkt kann man hier ziemlich einfach Abhilfe, und ordentliche Befestigungen für Wurfsack und Trinkflasche schaffen. Das hätte man auch so ausliefern können.
– Zweites Manko, die Schenkelstützen, die „normalen“ tun zwar was sie sollen, reichen aber weder wenigstens ein bisschen in die Luke rein, um nicht gleich rauszurutschen wenn mal was schiefgeht, noch unterstützen sie die Schenkel oder Knie beim Kanten auf der Seite zu der gekantet wird, man hat also nach unten nur Luft und keine Abstützung, wie es z.B. hervorragend bei den Spade Booten oder beim Tuna 1 und Tutea gelöst ist. Hier kann der findige Paddler einmal mit den optional für ca. 50 € erhältlichen Hooker Schenkelstützen nachhelfen, welche sich verstellen lassen, so ganz individuell eingestellt werden kann wie weit diese nach innen reichen. Und für den Halt der Schenkel nach unten bleibt leider nichts anderes übrig als sich mit Schaumstoff und Kleber selbst zu helfen.
Hier wird Pyranha dem Ruf nicht gerecht und hätte mit wenig Aufwand die Ausstattung sinnvoll ergänzen können.

Fazit:

Alles in allem ist der Machno aber ein prima Boot mit guter Ausstattung, sowohl für Anfänger die ihre Komfortzone nach oben erweitern möchten, als auch für Profis, die sich im schweren Wildwasser auf die Linie und die entscheidenten Paddelschläge konzentrieren wollen.

Mit meinen 85 kg war ich wohl im optimalen Gewichtsbereich für dieses Boot. (Von 70 bis 95 kg meiner Meinung nach)

Daten und Fakten (Herstellerangaben):

Pyranha Machno M

Größe: M
Länge: 265cm
Breite 66,5cm
Volumen 308l
Gewicht: 21,5kg
Optimales Paddler Gewicht: 60-100kg