Winterpaddeln

„Paddeln im Winter?! Ist das nicht kalt und gefährlich??“

So ähnlich sind in der Regel die Reaktionen darauf wenn man im Winter paddeln geht. Dabei ist gerade die Stimmung auf dem Wasser, egal ob Wildwasser oder Flachwasser, eine ganz besondere. Gerade wenn die Umgebung in eine weiße Hülle gepackt ist, herrscht auf dem Wasser oft absolute Ruhe, und man ist allein auf dem Bach.

Aber was genau benötigt man, um auch im Winter sicher und warm im Kanu, Kajak, Canadier paddeln gehen zu können:

Bekleidung:

Hier gibt es erstmal zwei Möglichkeiten: Trockenanzug oder Neo.
Gerade im Winter hat ein Trockenanzug viele Vorteile, jedoch kann man auch durchaus mit einem Neo gut ausgerüstet aufs Wasser gehen, wenn es nicht gerade eine Tour über offenes Wasser, unzugängliche Schluchten oder in abgelegene Gegenden geht. Der Trockenanzug bietet mit der richtigen Isolationsschicht einen wesentlich längeren Schutz vor dem Auskühlen.

Ein wichtiger Grundsatz dabei: Die Kleidung muss so gewählt werden, das ein auskühlen bei einem Schwimmer effektiv verhindert wird. Im Winter wie im Sommer gilt: „Dress for water, not for air“

Hier eine Orientierung was alles dazugehört:

Trockenanzug:

  • Unterwäsche: Unter dem Trockenanzug benötigt man eine Isolierschicht. Je kälter die Außentemperatur und die Wassertemperatur, desto dicker sollte diese gewählt werden. Skiunterwäsche tut es in den meisten Fällen. Ein Einteiler (Strampelanzug) ist praktischer, da dann unten drunter nichts verrutschen kann, und auch nach dem kleinen Geschäft wieder alles an seine Position kommt, und keine Kältebrücken am Bund entstehen.
  • Socken: Wer schnell an den Füßen friert, wird sich über die dicken Wollsocken im Trocki freuen. Bei mir haben sich Socken aus Aquashell bewährt. Diese sind gleichzeitig recht dünn und warm, man muss ja nicht nur in die Füßlinge des Trockenanzugs kommen, sondern auch noch in die Paddelschuhe (die beim Paddeln im Trockenanzug gut und gerne mal 2 Nummern größer ausfallen können)
  • Trockenanzug: Ganz klar, der Anzug selbst. Hier ist auf folgendes zu achten: Der Anzug sollte Füßlinge haben. Latexmanschetten an den Füßen hintern zwar das Wasser am eindringen, es wird aber ziemlich kalt an den Übergängen zu den Neoprensocken auf die man dann an den Füßen zurückgreifen müsste. Beim Tourenpaddeln ist auch eine Kapuze von Vorteil. Generell ist eine Tasche am Anzug ganz praktisch, um Kleinigkeiten wie z.b. der Notgroschen oder der Autoschlüssel beim shutteln zu verstauen.
  • Schuhe: Wie auch beim paddeln im Sommer gilt: Festes Schuhwerk ist unerlässlich sobald man sich in der Natur bewegt. Dies schützt vor spitzen Steinen oder z.B. Glasscherben an Land, sowie im Wasser
  • Kopf: Unbedingt notwendig ist ein Kälteschutz am Kopf, da der Körper hier viel Wärme verliert. Eine Neoprenkappe sollte es mindestens sein. Beim Wildwasserpaddeln natürlich auch der Helm, der mit Neokappe nicht drücken sollte.
    Ob Touren- oder Wildwasserpaddeln, ein Neoprenschal ist im Winter keine schlechte Idee, das hält den Hals warm, und man kann ihn auch mal bis über die Nase ziehen wenns eisig wird.
  • Hände: Hier kommt es auf die Temperatur und das persönlich Kälteempfinden an. Manche paddeln im Winter ohne Schutz, mir würden die Finger nach 10 Minuten abfallen.
    Die Wunderwaffe dagegen sind Paddelpfötchen, man hat dasselbe Gefühl am Paddel wie ohne, jedoch sind die Hände nach außen abgeschirmt und es wird selbst an den kältesten Tagen schön warm an den Händen.
    Wer es mag, und wem das Gefühl am Paddel nicht verloren geht, der kann auch Neoprenhandschuhe verwenden. Wichtig: Fäustlinge halten um einiges wärmer als Fingerhandschuhe, da sich mit Fäustlingen die Finger gegenseitig wärmen können.
    Wer Kälteempfindliche Hände hat, und im Wildwasser mit Paddelpfötchen unterwegs ist, sollte darüber nachdenken sich ein paar Neo Handschuhe (bzw. Fäustlinge) in die Schwimmwestentasche zu stecken. Falls man Rettungs- oder Bergeaktionen hat, ist es nachteilig wenn man die Finger vor Kälte nicht mehr bewegen kann.

Neoprenanzug:

Im Neo sollte im Winter nur gepaddelt werden wenn das Gewässer zu zulässt das Schwimmer schnell ans Ufer gelangen, und unterkühlte Personen schnell ins warme geschafft werden können (kurze Paddelstrecke, Shuttle-Bunny am Ufer)

  • Neoprenanzug: Ein Long-John, so dick wie möglich sollte es sein. Am besten aus dem Kanusportzubehör. Die Taucherneos haben in der Regel angenähte Arme, welche beim Paddeln die Bewegungsfreiheit sehr einschränken.
  • Socken: Je nach Kälteempfinden muss es mindestens 1, bei Bedarf mehrere passende Neosocken übereinander sein (beachte Schuhgröße, wenn es drückt und der Fuß schlecht durchblutet wird friert er auch)
  • Schuhe: siehe oben beim Trockenanzug
  • Zusätzliche Isolationsschicht am Oberkörper: Hier leistet ein Neoprenpullover aus dem Kanusportzubehör gute Dienste (Diese haben im Regelfall dünneren Stoff unter den Armen, damit die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird). Wenns richtig kalt wird, kann dann unter die Paddeljacke noch ein dicker Fleece angezogen werden.
  • Paddeljacke: Diese sollte im Winter richtig dicht sein, und bei Wanderfahrten ohne Helm am besten auch eine gut sitzende Kapuze haben.
    Im Wildwasser ist ein Doppelkamin von Vorteil, damit kein Wasser zwischen Paddeljacke und Spritzdecke eindringt.
  • Hände: siehe oben beim Trockenanzug
  • Kopf: siehe oben beim Trockenanzug

Ausrüstung:

Was sollte in der kalten Jahreszeit zusätzlich zu der Ausrüstung die man auch im Sommer benötigt (Boot, Paddel, Schwimmweste, Spritzdecke (Kajak), Helm (WW), Wurfsack, Auftriebskörper, Sicherheits-, Rettungs- und Bergungsequipment (WW)) mit an Bord sein:

  • Handy: Spätestens im Winter sollte auch beim Tourenpaddeln das Handy mit dabei sein, damit im Notfall Hilfe geholt werden kann. Wichtig dabei: Das Handy sollte auch mit nassen Fingern bedienbar sein, das trifft auf die meisten aktuellen Smartphones leider nicht zu.
  • Energieschub: Schokolade oder Müsliriegel für den kurzfristigen Energieschub sollte nicht fehlen.
  • Trockene Kleidung: Gerade bei längeren Touren empfiehlt sich trockene Kleidung im Boot für alle Fälle

Tourenplanung:

Auch bei der Tourenplanung sollte man im Winter auf ein paar Besonderheiten achten:

  • Schwierigkeiten und Streckenlänge: Sollten eine Nummer konservativer eingeschätzt werden als im Sommer.
  • Eis: Je nach Temperatur, Frost, und Art des Gewässers sollten vorher Informationen über die Eisbildung eingeholt werden. Folgende Gefahren sollten bedacht werden:
    • Vereiste Ufer können das Ein- und Aussteigen unmöglich machen
    • Eine durchgehende Eisdecke kann auf einem Fließgewässer schnell zur tödlichen Gefahr werden
    • Gerade in engen Schluchten, können vereiste Schluchtwände oder Steine ein Aussteigen oder Scouten zum Teil unmöglich machen
    • Eisschollen stellen eine Gefahr, vor allem im Wildwasser dar
  •  Die Trockene und warme Kleidung (und am besten noch der heiße Tee) sollte am Ausstieg warten, damit man nicht auskühlt während das Auto nachgeholt wird.
  • Besondere Befahrungsregelungen: Manche Gewässer sind im Winter gesperrt (z.B. Ammer)

 Somit sollte einem warmen und sicheren Paddelvergnügen auch im Winter nichts im Wege stehen 🙂